Entspannung Stress

Wann haben wir verlernt, das Nichtstun zu genießen?

Letzten Sommer wollte ich mit zwei Freundinnen einen Kurztrip nach Amsterdam machen, um zu feiern, dass eine von uns ihr Studium abgeschlossen hatte. Wir hatten uns schon sehr auf die Reise gefreut, da wir in letzter Zeit alle mit unseren eigenen Projekten beschäftigt gewesen waren und uns kaum gesehen hatten. Umso ärgerlicher war es, als wenige Tage vor Abreise plötzlich unsere Flüge gecancelled wurden. Da das stärkste Reisewochenende des Jahres bevorstand, fanden wir kurzfristig keine Alternative. Also beschlossen wir, die freien Tage zusammen hier zu verbringen.

Wir trafen uns, um den ganzen Vormittag zu frühstücken, lagen einen halben Tag lang am See und verbrachten Stunden tratschend im Kaffeehaus. Wir machten eigentlich nicht viel, außer die Zeit miteinander zu genießen. Nach diesen Tagen fühlte ich mich so erholt, wie schon lange nicht mehr. Schließlich stellten wir uns alle die Frage, wieso wir das nicht viel öfter machten. Während unserer Schulzeit und am Anfang des Studiums verbachten wir fast jeden freien Nachmittag damit, mit Freunden einfach nur herumzuhängen. Ohne Plan und ohne Stress. Heute fühlen wir uns beim Gedanken, einen Tag lang einfach nur faul zu sein fast schuldig. Dabei braucht unser Gehirn diese Ruhepausen, um kreativ sein zu können und sich zwischendurch zu erholen.

Zeitmanagement alleine reicht nicht

Doch in einer Welt des Leistungsdrucks, in der Stress fast schon ein Statussymbol ist, fällt es manchmal schwer, sich bewusst Zeit zu nehmen, um sie zu verschwenden. Wir sind so darauf fokussiert, unsere Zeit sinnvoll zu nutzen, dass wir unsere Tage permanent mit Aktivitäten füllen. Dabei kommt es uns ständig so vor, als würde uns die Zeit davonlaufen. Als müssten wir unser Zeitmanagement noch effizienter gestalten. Wir lernen, arbeiten, treiben Sport, machen uns dieses und jenes aus und vergessen dabei oft komplett darauf, auch Zeitfenster frei und unverplant zu lassen.

Bis zu einem gewissen Grad ist das auch in Ordnung so, aber es braucht auch einen Ausgleich. Wenn wir uns zwischendurch keine Ruhephasen gönnen, fühlen wir uns irgendwann unkonzentriert, ausgebrannt und gereizt. Und selbst Aktivitäten, auf die wir uns normalerweise freuen, werden zum Stress, weil wir das Gefühl haben, keine Zeit dafür zu haben. Besonders deutlich wird das oft, wenn wir versuchen, ein Treffen mit Freunden zu planen und drei Personen in zwei Wochen keinen gemeinsamen Termin finden können.

Plane dir Zeit fürs Nichtstun ein

Deswegen plane dir einfach mal wieder Zeit fürs Nichtstun ein – alleine oder mit den Menschen, die du gerne um dich hast. Geh spazieren, hör Musik, leg dich gemütlich aufs Sofa oder setz dich mit einem Kaffee in deinen Lieblingssessel. Lenk dich nicht ab, nimm nicht dein Handy in die Hand, schau kein Netflix oder mache nebenbei irgendwas Sinnvolles. Irgendwann wird dir vielleicht langweilig – und das ist gut so! Du wirst sehen, dass dir plötzlich neue Ideen kommen, oder dass du etwas, das dich schon länger beschäftigt, plötzlich benennen kannst. Dein Kopf wird dich schon ganz von selbst auf die Themen stoßen, die gerade wichtig für dich sind. Das Gefühl, dass dir die Zeit ständig davonrinnt, wird dadurch auch weniger werden. Und du wirst merken, dass du danach wieder viel mehr Lust hast, etwas zu machen.

Wenn du noch etwas Unterstützung dabei brauchst, deinen Stresspegel zu reduzieren, schau doch mal in meinen Artikel über Mental Health Apps aus Österreich – dort stelle ich eine App vor, die dafür entwickelt wurde, dich durch gezieltes Atmen beim Entspannen zu unterstützen.

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1 Kommentar zu „Wann haben wir verlernt, das Nichtstun zu genießen?“

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